Wenn das Thema alternative Weinverpackungen auf den Tisch kommt, denkt man automatisch an die Bag-in-Box. Also an einen Papierkarton, in dem sich ein PET-Beutel mit Wein befindet. Und tatsächlich ist diese Bag-in-Box auch die häufigste verwendete Alternative zur herkömmlichen Glasflasche, die aufgrund ihrer hohen Energiekosten inzwischen global in der Kritik steht. Zu den Alternativen gehören inzwischen aber ebenso PET-Flaschen, Dosen, Papierflaschen oder Weinflaschen aus Aluminium. Nicht zu vergessen, dass es inzwischen auch diverse Mehrwegsysteme gibt, die die Glasflaschen ersetzen können. Während vor allem auf den skandinavischen Weinmärkten die praktischen Bag-in-Boxes zum Verkaufsalltag gehören, sind in den Vereinigten Staaten Weine in Dosen eine Selbstverständlichkeit. Von Weiß- über Rotwein bis hin zum Rosé ist hier alles möglich.
Vor allem die Bag-in-Box hat mit 53% eine sehr gute Zustimmung seitens der Konsumenten. Die Bags gibt es inzwischen in unterschiedlichen Formen und Größen. Von 2,25 Litern Fassungsvermögen im Beutel bis hin zu 5 Litern ist alles möglich. Genau diese breite Auswahl trägt zu einer hohen Akzeptanz bei. Um zu zeigen, was fernab der regulären Glasflasche im Bereich Verpackung für Wein möglich ist, finden Sie auf der ProWein in Halle 4 alle Aussteller zum Thema kompakt vereint. können Sie mit Anbietern und Produzenten aus der ganzen Welt direkt über die Möglichkeit neuer Verpackungen diskutieren und sich für Ihr Business beraten lassen. Nicht nur für die allseits bekannten Bags im Karton, sondern auch für Neuheiten wie die "frugal bottle", wie die Papierflasche genannt wird, oder zu PET-Flaschen und Mehrweg-Möglichkeiten. Letztere ist auch im Concept Store, der in der Themenwelt Packaging & Design in Halle 4 eingegliedert ist, ein Fokus.
Die Zielgruppen für alternative Verpackungen sind breit gestreut. Vor allem umweltbewusste Konsumentinnen und Konsumenten, die großen Wert auf Nachhaltigkeit legen, wollen schwere Glasflaschen vermeiden. Das sind Menschen von GenZ bis hin zu den Boomern. Auch Leute, die segeln, campen oder mehrtägige Wandertouren machen, greifen gerne zu alternativen Weinverpackungen. Zudem kommen noch alle Anlässe, die größere Weinmengen benötigen, wie Hochzeiten, Geburtstage oder Stadtteilfeste. Hier bieten sich Bag-in-Boxes ebenso an wie zum Beispiel Kegs. Letztgenannte sind auch für die Gastronomie eine hervorragende Alternative.
Vorteile von alternativen Weinverpackungen
Die Umweltvorteile von alternativen Weinverpackungen liegen auf der Hand. Vor allem in Sachen Nachhaltigkeit. Rechnerisch entfallen 45% der CO₂-Emission auf die Verpackung von Wein. Im Vergleich zur herkömmlichen Glasflasche spart deswegen eine Bag-in-Box mit drei Litern Fassungsvermögen zum Beispiel 84% CO₂ ein. Und das nur bei der Verpackung! Dadurch, dass sich die Boxen besser stapeln lassen und auch noch um ein Vielfaches leichter sind, sparen Winzer und Weingüter sowie Weinhändler und Gastronomen auch noch beim Transport Emissionen und Geld. Letzteres gilt auch für Dosen und Flaschen aus Aluminium. Hier ist die Energieersparnis bei der Produktion nicht ganz zu hoch wie bei einer Big-in-Box, aber immer noch deutlich geringer als bei der Glasherstellung, da der Schmelzpunkt viel geringer ist. Auch hier ist also alles im sprichwörtlich grünen, weil umweltfreundlichen Bereich. Eine Papierflasche, die wie eine Bag-in-Box einen Beutel im Inneren beherbergt ist der CO₂-Fußabdruck sechsmal geringer als bei einer gängigen Weinflasche. Und beim Transport lassen 30% der Kosten sparen.
Neben diesen Vorteilen haben alle alternativen Weinverpackungen allerdings auch einen kleinen Nachteil. Nämlich die Lagerfähigkeit der Weine. Nur in Glasflaschen kann ein qualitativ hochwertiger Wein (auch in trocken) Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte reifen. Dabei wird er immer harmonischer. Die Alternativen sind indes für junge Weine bestimmt, die dann auch zügig genossen werden sollten. Für eine lange Lagerung ist keine einzige der Alternativen geeignet. Eine Bag-in-Box-Verpackung und auch Kegs haben allerdings den Vorteil, dass der Wein wochenlang frisch bleiben kann, wenn man ihn angebrochen hat. Eine fachgerechte Lagerung ist hier natürlich die Voraussetzung.
Herausforderungen
Während alternative Weinverpackungen in Skandinavien sowie in Nordamerika schon sehr verbreitet sind und auf eine große Akzeptanz stoßen, sieht es in vielen Teilen der Welt noch anders aus. Vor allem in traditionellen Weinländern Europas wie etwa Deutschland, Frankreich, Italien oder Spanien. Zwar ist auch hier die Akzeptanz der Konsumentinnen und Konsumenten recht hoch, der Handel sowie die Gastronomie scheuen sich laut ProWein Business Report 2023 vor einer Einlistung von Alternativen. Während etwa in Deutschland 53% der befragten Konsumierenden sich vorstellen können, Wein aus einer luftdichten Bag-in-Box zu zapfen, denken nur 37% der Weinhandlungen darüber nach, Bag-in-Box-Wein überhaupt anzubieten. Hier muss also nicht so sehr die Kundschaft, sondern vor allem der Weinhandel selbst über seinen Schatten springen.
Hinzu kommt, dass alternative Weinverpackungen vor allem in den traditionellen Weinländern nach wie vor sehr erklärungsbedürftig sind. Dort kann es schnell passieren, dass Wein, der nicht mit einer Glasflasche als Ausstattung daherkommt, als minderwertig angesehen wird. Vor allem bei Weinen, die trocken ausgebaut sind. Hier muss man als Winzerin oder Winzer ebenso viel erklären wie als Weinhändlerin oder Weinhändler. Dabei gilt es auch, die richtigen Zielgruppen vor Augen zu haben. Diese sind nicht die kenntnisreichen und etablierten Genießenden, die sich bereits sehr gut auskennen und gerne gereiften Wein trinken, sondern die Alltagskonsumierenden, die bevorzugt zu jungen Weinen greifen. Diese sind gegenüber neuen Behältnissen zudem schon lange sehr offen eingestellt.
Technologische Entwicklungen in alternativen Weinverpackungen
Bei der Herstellung [NR1] von alternativen Weinverpackungen sind diverse Kunststoffe, Karton, Papier und Aluminium Standard. Die Technologien bei der Abfüllung sind denkbar einfach. Geschieht das unter hygienischen Bedingungen, muss nur darauf geachtet werden, dass kein Sauerstoff mit in die Verpackung gelangt. Für ein Weingut gehört das heutzutage ebenso zu den Routinen wie für große Abfüller. Zumindest im Bereich Bag-in-Box, Kegs und PET-Flaschen. Für Papierflaschen wurde eine eigene Abfüllstraße entwickelt, da das geringe Fassungsvermögen von einer Standardflasche Wein (0,75 Liter) sowie das geringe Gewicht hier durchaus herausfordernd sind. Selbiges gilt für Dosen und Flaschen aus Aluminium. Mehrwegflaschen aus Glas indes müssen nach Fertigung und Abfüllung auch an Waschstraßen angegliedert sein, was logistische Herausforderungen bedeutet.
Mehrwegflaschen aus Glas sind in der Regel schwerer als die immer häufig eingesetzten Leichtflaschen, da sie einer mehrfachen Befüllung sowie längeren Transportwegen standhalten müssen. Zugleich gibt es hier, wie bei übrigens allen alternativen Verpackungen, die Möglichkeit, individuelle Designs einzusetzen. Damit kann man die Verpackungen auffällig branden, was zugleich den Umsatz fördert. Hinzu kommt, dass ein Großteil der alternativen Verpackungen aus recycelten Materialien bestehen, sodass man bewusst mit dem positiven Effekt auf die Umwelt werben kann. Wobei die Verpackungsbranche nach wie vor sehr dynamisch ist. Ständig kommen neue Formen oder Volumengrößen auf den Markt. Manchmal können kleine Innovationen einen großen Effekt haben. Bestes Beispiel ist da die Wein Mehrweg e.G. aus dem deutschen Württemberg. Nachdem auf der ProWein 2023 deren erste Mehrwegflasche präsentiert wurde, folgte 2024 - ebenfalls auf der ProWein - die Vorstellung der dazugehörigen Trägerkiste. Diese ermöglichte nur kurze Zeit später eine Listung im Lebensmitteleinzelhandel, da so ein Behältnis für die Rückgabe an Pfandautomaten mitgeliefert wurde.
Expertenaustausch mit Herstellern von alternativen Weinverpackungen
Allein dieses Beispiel zeigt bereits, was für einen wichtigen Part die ProWein bei der Verbreitung und der Know-how-Bildung im Bereich der alternativen Verpackungen spielt. Deswegen präsentieren Jahr für Jahr zahlreiche Aussteller aus der ganzen Welt ihre neuen Verpackungen und Designs. So können Besucherinnen und Besucher immer auf dem neusten Stand des technologischen Fortschritts gebracht werden und davon profitieren, zu den Ersten zu gehören, die Weine in solch alternativen Verpackungen abfüllen zu lassen und zu verkaufen.
Abgerundet wird das Angebot der Themenwelt Packaging & Design in Halle 4 von Vorträgen zum Thema im Trend Forum der ProWein. Hier bekommt man zugleich auch noch Verkaufsargumente an die Hand, mit denen man Kaufbedenken schnell und effektiv aus dem Weg räumen kann. Außerdem können sich Fachbesuchende im Concept Store [NR1] die praktische Präsentation von alternativen Weinverpackungen anschauen und mit den anwesenden Anbietern und Experten in einen direkten Austausch gehen, um alle Aspekte rund um das Thema schnell und effizient zu überblicken.
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